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DR. VERA GEISEL

INTERVIEW MIT DR. VERA GEISEL, HEAD OF EXECUTIVE BOARD AFFAIRS BEI THYSSENKRUPP UND EHEFRAU DES DÜSSELDORFER OBERBÜRGERMEISTERS THOMAS GEISEL

Interview: DMD I Fotos: ©Ingo Kabutz

Dr. Vera Geisel im Style von Dorothee Schumacher

Der erfolgreiche Internet-Marktplatz DMD www.deutsche-modedesigner.de und Pure Lebenslust sprechen regelmäßig mit Top-Managerinnen über die Mode – und über das Leben.

Vorab: Wie würden Sie sich beschreiben? Sind Sie eher ein klassischer, ein weiblicher oder ein ausgeflippter Typ? Ich bin eigentlich eher ein klassisch-femininer Typ. Ich trage gerne Kleider, bei denen die Stoffe besonders schön sind und die auch ein bisschen die Figur betonen. Ich probiere aber auch gerne etwas aus, wenn mir etwas gefällt. Ich habe in der letzten Zeit sehr viel Neues getragen, das viele vorher gar nicht kannten. Zum Beispiel Pullover mit offenen Schultern oder Vollands oder eine Hose mit einem kurzen Rock. 

Das klingt mutig. Wie schön! Als Frau, die ja auch repräsentative Termine wahrnehmen muss - wie machen Sie das denn? Haben Sie einen Plan für die Woche oder gehen Sie einfach an den Kleiderschrank und sagen, so jetzt steht mir der Sinn genau danach?
Mal so, mal so. Es gibt natürlich offizielle Termine, da muss ich schauen, was dazu passt. Aber ich ziehe immer das an was mir auch gefällt. Ich habe eine ganze Reihe Kleider, da habe ich eine große Auswahl. Bei offiziellen Terminen ist es natürlich etwas eleganter, ich trage auch schon mal Stücke, die etwas ausgefallener sind. Ich habe sehr gerne Designer und Firmen, die aus Düsseldorf kommen oder deren Unternehmen hier seinen Ursprung genommen hat. Düsseldorf erhebt den Anspruch Modestadt zu sein, das möchte ich auch gerne mit präsentieren. Ich ziehe auch gerne etwas an, das gerade en vogue ist und das ich dann auch zeigen möchte. So kleide ich mich nicht immer ganz elegant oder ganz klassisch, sondern ziehe Kleidung an, die außergewöhnlich und neu ist. Ich habe aber auch Lieblingsstücke. Die trage ich nicht nur ein Jahr, sondern zwei oder drei Jahre. Die kombiniere ich dann neu oder bin hin und wieder auch in Secondhand-Läden, um etwas zu ergänzen, was ich sonst nicht bekomme. Es kommt dabei immer auf den Anlass an. Es ist mir gerade neulich passiert, da war ich den ganzen Tag unterwegs mit meinem Mann und abends mussten wir in die Oper, da hatte ich Turnschuhe an. Das fällt dann auf.

Oh war bestimmt unangenehm.
Nein, wir kamen erst zum Schluss, da wir vorher noch eine andere Veranstaltung hatten, zu der ich nicht im Abendkleid hätte kommen können. Ich hatte einen Wollpullover mit einer eleganten Wollhose - aber mit einem kleinen Rock an - und dazu sehr auffällige Turnschuhe mit metalligen Laschen und weißen Gummisohlen.

Wow! Gibt es denn Kleidungsstücke, die für Sie besonders wichtig sind? Accessoires, Schuhe, Schals, Schmuck?
Ich habe einen ganz bestimmten Schmuck, den ich jeden Tag trage. Der ist schlicht und zurückhaltend. Was aber immer dabei sein muss ist eine passende Handtasche. Da schaue ich auch, dass ich jedes Jahr eine andere habe, die mir besonders gut gefällt. Ansonsten sind Ohrringe wichtig. Darauf achte ich. Ich trage immer Ohrringe. 

Männer dürfen ja inzwischen ohne Krawatte ins Büro kommen. Worauf dürfen Frauen verzichten?
Worauf Frauen verzichten dürfen? Ich finde Frauen haben es da viel einfacher. Ich unterscheide gar nicht mehr was ich ins Büro anziehe, was ich bei Terminen anziehe und was ich zuhause anziehe. Ich gucke eigentlich eher, welche Termine ich habe und dementsprechend ziehe ich mich an, so dass ich mich wohl fühle und auftreten kann. 

Legen Sie sich denn Outfits für die ganze Woche zurecht? Also so, dass am Sonntag schon alles fertig im Schrank hängt?
Ich überlege mir nicht am Anfang der Woche was ich Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag anziehe. Das überlege ich mir morgens. Aber ich schaue am Ende der Woche, dass die Sachen, die nicht in Ordnung sind, in Ordnung kommen.

Und wie gehen Sie besonders gerne zu einem festlichen Abendessen?
Ich habe ein paar Lieblingskleider, die ich dann anziehe. Wenn es sehr festlich ist, trage ich am liebsten ganz weich und leicht fallende Kleider mit hohen Schuhen und dazu einen sehr schönen schwarzen Abendmantel. 

Wie kaufen Sie Ihre Kleidung denn ein? Machen Sie das auf Reisen, bei einem Stadtbummel, am Flughafen oder online?
Nein, weit gefehlt. Ich nehme mir gerne die Zeit und gehe in Geschäfte, lasse mich beraten und kaufe dort. Ich habe das große Glück, dass es in Düsseldorf praktisch alles gibt: Wir haben die Königsallee – die wir auch liebevoll KÖ nennen, die zu den weltweit bekannten Einkaufsboulevards zählt und auf der praktisch alle großen Fashionlabel mit Flagship-Stores von Dior, Prada, Louis Vuitton, Bulgari, Gucci, Dorothee Schumacher und viele mehr vertreten sind. Darüber hinaus gibt es dort große Kaufhäuser, wie Breuniger, viele Juweliere, Lifestyle- und Concept-Stores, Center und Malls mit Premium- und Luxusmarken oder auch PIO O’KAN mit Haute Couture und Prêt-a-porter Kollektion. Ich flaniere und gehe gerne über die KÖ und kaufe dort auch. Toll ist natürlich auch Jades von Evelyn Hammerström, mit Designerlabels aus aller Welt, die sonst nicht überall zu finden sind. Ich gehe aber genauso gerne bei uns im Viertel in kleinere Boutiquen oder andere Viertel mit jungen Labels und kreativen Designern, wie z.B. Jimmy & Jo oder Mandalay und stöbere und kaufe dort. Es gibt einige Kleider, die werden für mich gefertigt. Dann gehe ich in die Ateliers der Designer. Meistens überlege ich mir aber vorher, wo ich hingehe, was ich mir ansehen möchte und was ich will. Dann nehme ich mir auch Zeit dafür und kündige es vorher an. Dann ist auch jemand dort, der mich berät. Ich habe so zwei, drei Geschäfte, bei denen ich vorher anrufe. Dort habe ich dann Hilfe und vor allem Beratung. Die haben Ideen und finden Sachen, auf die ich so nicht käme und ich denke, ok, das könnte ich doch einmal machen. Der erste, der mich so beraten hat, war Norman Icking. Er hatte gerade ein Cocktailkleid entworfen - goldener Latex und sagte „Zieh‘ das doch mal an!“. Auf das Kleid wäre ich selbst gar nicht gekommen – er hatte Recht, es sah toll aus, war ein Hingucker und es hat auch viel Spaß gemacht, als ich es bei der Gala trug. 

Was verbinden Sie denn mit deutschem Modedesign? Wenn Sie sagen, dass Sie sich einiges in Düsseldorf fertigen lassen, dann haben Sie doch auch einiges im Schrank, oder?
Ganz gezielt schaue ich nach deutschen Designern und natürlich nach Designern in und aus Düsseldorf. Thomas Rath, Uta Raasch, Dorothee Schumacher, Steffen Schraut, Barbara Schwarzer, PIO O’KAN, Gabriele Strehle, Norman Icking – das sind große deutsche Designer und Labels aus Düsseldorf oder deren Geschäft hier begonnen hat und die weit über die Grenzen von Düsseldorf hinaus bekannt sind. Ich achte besonders auf Stoff, Schnitt und Qualität. All diese Designer stehen dafür und sind sehr kreativ. Jeder einzigartig auf seine Weise. Wichtig ist mir immer bei der Wahl meiner Kleider, dass meine Persönlichkeit unterstrichen wird, es mir und meiner Person schmeichelt, ich mich darin wohl fühle und dass ich mich gut darin bewegen kann. Ich gehe auch gerne auf Internetplattformen und informiere mich dort. Die DMD-Plattform mit den deutschen Designern finde ich einmalig. Die wächst und wächst. Besonders mag ich hier die Gretchen Taschen, a cuckoo moment und annadam. Ich habe auch meine Lieblingsdesigner, ich habe viel von Dorothee Schumacher im Schrank sowie Abend- und Cocktailkleider von Norman Icking. Ich trage aber auch Max Mara, Patrica Pepe und Boss.

Und wie trifft man Sie an, wenn Sie einmal so gar nichts vorhaben? Keinen Termin, keine Verpflichtung? Kann man Sie dann auch einmal in Jogginghose antreffen?
Kann man auch! Ich habe auch eine Jogginghose, die ich anziehe, wenn ich aufräumen oder kochen muss. 

Gibt es denn eine Lieblingskombination für zuhause?
Am liebsten trage ich zuhause Jeans. Ich laufe gerne barfuß oder mit Turnschuhen und trage dazu gerne Blusen oder Pullover, aber immer gerne mit etwas Ausgefallenem. Vielleicht mit einem Glitzerfaden oder verschiedene Stoffe kombiniert. Witzige Schnitte oder auffällige Farben. Oder einen Ausschnitt mit Spitze.

Toll! Frau Dr. Geisel möchten Sie sich noch einmal allgemein zum Thema Mode und Beratung äußern?
Ich muss mich wohl fühlen, in dem was ich trage. Ich möchte meine Person unterstreichen und natürlich auch Trends mit prägen – also zeigen was getragen werden kann. Ich lasse mich deswegen auch gern beraten und probiere auch mal einen neuen Style aus. 

Und wie entwickeln Sie dann das Vertrauen zu den Verkäuferinnen?
Mittlerweile kenne ich die Verkäuferinnen und Designer schon länger und daher ist das schon ein recht vertrautes Verhältnis. Das Vertrauen wächst natürlich auch, wenn eine Verkäuferin sagt: „…das ist jetzt eigentlich nichts für Sie“. Dann merkt man ja schon, ob sich jemand Gedanken macht oder ob jemand nur verkaufen will. Außerdem habe ich vier Töchter! Und es gehen immer eine oder zwei Töchter mit. Sie sind extrem kritisch und sitzen dann da und machen den Daumen rauf oder runter. Dazu muss ich allerdings sagen, dass ich mutiger bin als meine Töchter. Ich erwarte aber daher auch, dass sie sagen, was wirklich gut und was nicht so gut ist. Für beide Seiten ist es auch schön, wenn ich in der Öffentlichkeit Anerkennung für das bekomme, was ich trage. Das gebe ich dann auch weiter. Ich fühle mich daher auch nicht unsicher, wenn ich etwas anderes trage – selbst wenn es zu dem jeweiligen Event nicht ganz passend ist – wie damals in der Oper. 

Vielen Dank für das Interview!

Dr Vera Geisel trägt den von Laurence Leleux zur Tour de France deignten Hut „Chapeau de pluie tricolore“