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CAROLINE MERZ – FAMILIÄR GEPATCHT

Interview + Fotos: PURE LEBESLUST

„Nicht der ist reich, der viel hat, sondern der, der viel gibt“ dieses Zitat von Erich Fromm macht sich Caroline Merz seit jeher zu eigen. Das Leben der Düsseldorfer Opernsängerin ist geprägt von „Patchwork pur“. Und das in ganz unterschiedlichen Gesichtspunkten. Ihre Lebensskizze erschien uns von der PURE LEBENSLUST Redaktion so spannend, dass wir Caroline Merz um ein Interview baten.

Caroline, was ist für Dich ein nahe liegender Gedanke, wenn Du an Patchwork denkst?
Wenn ich an Patchwork denke, dann habe ich immer diese amerikanischen Decken vor Augen. Die Menschen häkeln oder nähen diese aus ganz unterschiedlichen Fäden und Stoffen zusammen- und so entstehen die schönsten, buntesten und vielfältigsten Gebilde. Mein persönlicher Patchworkalltag ist davon geprägt, dass ich 3 Kinder von 2 Vätern habe. Was übrigens heutzutage schon fast normal ist. Geheiratet habe ich aber keinen von ihnen, sondern meine große Jugendliebe, einen Mediziner. Da er keine eigenen Kinder hatte, war dieses Unternehmen Familie schon ein großes Abenteuer für uns alle. Er kannte Kinder am besten narkotisiert auf seinem OP- Tisch, jetzt waren die realen plötzlich laut, stressig, frech- aber auch lustig, liebevoll und kameradschaftlich. Mittlerweile ist er voll im Leben Patchworkfamilie angekommen. Und trotz vielem Chaos, er vermisst es richtig, wenn er auf Reisen ist. Da er in Frankfurt arbeitet und wir in Düsseldorf leben, haben wir einen Familychat eingerichtet. So erfährt er immer das neuste aktuell von zu Hause. Dinge wie: Tasi ist aber heute stressig, oder Mimi hat eine zermatschte Banane im Toni, werden auch von ihm kommentiert. Auch wenn der Älteste Sohn Romeo mal nicht spurt, gibt‘s ein Romeo , hör auf Deine Mutter, als Antwort. Dadurch ist mein Mann vielleicht sogar präsenter als Väter, die nachts nach Hause kommen, wenn die Kinder schon im Bett sind. Er hat also faktisch ein Familienleben, praktisch leider nur an den Wochenenden. Was uns den Zusammenhalt gibt, ist, dass er versucht, lange gemeinsame Ferien mit seiner Familie zu machen und wir oft tolle Abenteurereisen zusammen machen.

Aber schauen wir mal auf das große Patchwork Europa 2015. Auch hier in Deutschland wird immer mehr gepatcht. Mehr als 250000 Menschen stehen jedes Jahr vor unserer Türe und wollen in unserem Land leben und auch arbeiten. Und wir Deutschen haben ein Riesenproblem damit.

Die Entwicklung sehe ich als relativ dramatisch an. Ich sehe nicht, warum Vielfalt, friedliche Co-Existenz so ein Problem sein soll. Natürlich soll unser Deutschland nicht verwässert werden, was Werte und Demokratie beinhalten. Aber wir müssen auch anderen eine Chance geben. Stellen wir uns die Situation doch mal umgekehrt vor. Wir wären die Bittsteller….und das waren wir vor noch gar nicht so langer Zeit.

In anderen europäischen Ländern ist der Ruck nacht rechts mehr als deutlich spürbar. Wir dürfen diesen Trend nicht hereinlassen in unsere Köpfe. Viel ist auch einfache ein Verstehensproblem. Oft wird schon im Kopf zugemacht. Mit einem Glas Wein auf dem Esstisch sehen wir im Fernsehen Flüchtlingsschiffe kentern. Was würden wir uns für unserer Kinder wünschen, wenn sie auf diese Reise hätten gehen müssen? 

Da ich beruflich viel in Albanien und Kosovo bin, erschreckt mich immer wieder die gleiche Stereotype:  Mädchen- und Drogenhandel. In der Tat sind die Menschen im Kosovo bitterarm. Aber ich kenne sie als absolut liebenswert und herzlich. Der Krieg im Kosovo ist seit Jahren beendet, die Menschen aus diesem Land sind reine Wirtschaftsflüchtlinge. Kosovo kommt einfach nur schwer auf die Füße. Leider, die Menschen hätten es verdient. In Albanien gibt es eine neue Regierung mit viel Elan. Sogar der Papst war dort schon zu Besuch.

Wenn man Studenten hierher holt, dann stehen sie oft fassungslos auf einer einfachen Straße mit Bürgersteig. Der hat nämlich keine 20 ungesicherten Löcher und ist nachts sogar beleuchtet. Für die Studenten aus dem Kosovo kann man hier schon fast vom Boden essen, so sauber und ordentlich ist es hier. Aber in Düsseldorf wohnen wir auch ein bisschen im Wolkenkuckusheim .Meine Empfehlung an die Deutschen ist, Vielfalt eine Chance zu geben. Nicht nur finanzielle Unterstützung, auch menschlich vielleicht mal über seinen Tellerrand hinausschauen. Bei uns dreht sich alles immer darum , was es den Steuerzahler kostet. Was kostet Menschlichkeit? Gott sei Dank gibt es immer mehr Familien, die Flüchtlinge aufnehmen. Und das kostet den Steuerzahler dann wenig. Wir sind rund 80 Millionen Menschen , was sind da ein paar  Ausländer. Ich liebe es bunt und farbenprächtig….sind Sie auch bereit dafür?

Wie es scheint, zählt zu Patchwork auch Integration und Unterstützung für Menschen zu geben, die in Not geraten sind, egal, aus welchen Gründen. Caroline Merz lebt in ihrem Alltag flexibel, wie man es fremden Menschen erleichtern kann, zum eigenen Leben zu finden.