MODELS + TALENTS

SUSSAN ZECK - "KEEP ON KEEPING ON!"

Entdeckt mit 17, folgte nach dem bestandenen Abitur eine internationale Modellaufbahn. Sussan Zeck ist Model, Inhaberin der Modelagentur Volta Models und Fashion-Autorin. PURE LEBENSLUST erzählte sie von ihren Erfahrungen im Mode-Business und verrät einige hilfreiche Tipps für angehende Models.

Interview: PURE LEBENSLUST

Photographer: Paphawarin Rattanapuree Makeup & Hair: Makeup by O Berlin Location: Cafe Cinema BERLIN

Sussan, in welchem Alter, in welcher Lebenssituation hast Du zum ersten Mal ernsthaft daran geglaubt: „Ich werde Model - ich kann es tatsächlich auf den Runway oder ins Fotostudio schaffen“? Was und wer war die treibende Kraft? Kann man so etwas planen oder muss der Zufall helfen?
Als ich in meiner ersten Agentur unter all den Cover-Titeln an der Wand saß, war das ein spannender Moment. Als Schülerin war das für mich etwas ganz Neues, Aufre-gendes. Das war der erste Moment, in dem ich realisierte, dass sich gerade eine Tür zu einem neuen, aufregenden Leben öffnet. Des Weiteren in Paris: Dort hatte ich Zugang zu all den Prachtbauten der Modebranche, die mich nur staunen ließen. Nein, so etwas kann man nicht planen, denn dann verliert man die Leichtigkeit. Das ist Schicksal.

Wer hat Dich entdeckt und gefördert? Wie ist das abgelaufen?
Ich wurde im Alter von 17 Jahren von einer Münchener Agenturinhaberin entdeckt. Vielen Dank an dieser Stelle für alles. Das war in diesem Moment der richtige Mensch für mich. Es war eine tolle Zeit.

Wie können wir uns die ersten Steps in das Business vorstellen? Welche Deiner Anlagen und Talente waren besonders nützlich? Was muss ein angehendes Model in jedem Fall mitbringen?
Da ich noch zur Schule ging, begann ich am Wochenende und in den Ferien meine ersten Castings zu besuchen. Der erste Auslandsaufenthalt führte mich nach Paris. Die beste Schule des Lebens. Als besonders nützlich würde ich meine Reiselust und meine Neugier aufs Leben sehen. Es gab nichts Aufregen-deres für mich, als am Flughafen auf den nächsten Flieger zu warten. Weshalb das einige immer als einsames Leben sehen, verstehe ich bis heute nicht. Ich fand überall neue Freunde, konnte neue Lebenserfahrungen sammeln und lernte jede Menge Kulturen kennen.Ein angehendes Model sollte neugierig aufs Leben und bereit sein, hart zu arbeiten. Ein gesundes Maß an Ehrgeiz besitzen, weder zu viel noch zu wenig. Spaß am Leben haben, diszipliniert und freundlich sein.  Absagen und Rückschläge hinnehmen, ohne sie zu persönlich zu nehmen. Das Nachtleben weitgehend meiden. Sich nicht mit anderen Models vergleichen, denn das führt zu nichts. Man trifft sich immer mindestens zweimal im Leben und mindestens dreimal in dieser Branche. Uns wirst du mindestens viermal treffen. Konstruktive Kritik sowie Ratschläge sollte ein Newface aufnehmen und daraus lernen. Die Konstellation Booker/Model sollte wie ein Team funktionieren, in dem beide loyal zusammenspielen. Das hat sehr viel mit gegenseitigem Vertrauen und Respekt zu tun.

In welchen Momenten und Situationen hast Du am meisten gelitten, warst oder bist Du verzweifelt und überfordert? Was macht Dir am meisten zu schaffen in diesem Business?
Gelitten habe ich nie, das klingt so dramatisch, nach einer griechischen Tragödie. Ich liebe dieses Leben. Jeder Rückschlag im Leben macht dich stärker und du wächst durch Erfahrungen, dessen war ich mir immer bewusst. Unzuverlässigkeit und Unpünktlichkeit entsprechen nicht meinem Naturell, denn ich warte nicht gerne. Auf nichts und niemanden. Zu wichtig sollte man sich auch nicht nehmen. Es gibt wichtigere Dinge, als nur um sich selbst zu kreisen.

Was würdest Du aus heutiger Sicht anders machen auf Deinem Weg zum Model?
Meine Haare hätte ich früher rot färben sollen, denn blond stand mir nicht wirklich. Aber ansonsten rein gar nichts.


Foto: Street Style by Stela

Nur sehr wenige schaffen es zum Topmodel. Wie hast Du es in die Topliga geschafft, und - vor allem - wie hast Du Dich gehalten? Welche Ausbildung hast Du? Kannst Du von Deinen Modelhonoraren leben?
Ich habe hart dafür gearbeitet, anfangs parallel dazu die Schule mit dem Abitur beendet. Ich habe mich sehr stark auf die internationalen Märkte konzentriert, nicht auf Deutschland, und habe an keinem Casting-Format teilgenommen. Meinen Bookern verhielt ich mich immer loyal und respektvoll gegenüber und hatte keine überzogenen Forderungen. Es gibt Booker, wie Gabriella aus Mailand, mit denen ich über Jahre zusammengearbeitet habe. Bekam ich zehn Castings quer durch eine Metropole, dann fuhr ich bei 40 Grad zu jedem. Und ich hatte eine gute Zeit. Bei mir gab es keine Diskussionen, ich wollte die Welt sehen und arbeiten. Mir war bewusst, dass diese Chance nie mehr wiederkommt. Ich wollte den Menschen, die mich von Anfang an gefördert haben, treu bleiben.Zu der Honorar-Frage kann ich Dich beruhigen, mein Kühlschrank ist nie leer.

Wie viele Buchungen hast Du im Durchschnitt pro Monat? Wie sieht Dein Alltag aus?
Einen klassischen Alltag gibt es nicht. Meine Pläne ändern sich von einem Tag auf den nächsten. Es kommt auf die Qualität der Buchungen an, nicht auf ihre Häufigkeit. Es ist eine sehr clevere Strategie, nicht jede Buchung anzunehmen. Derzeit nehme ich nur Aufträge an, die mich komplett überzeugen. Da muss alles passen, für alles andere habe ich keine Zeit.

Wie ist die Idee zu VOLTA MODELS entstanden? Welche Voraussetzungen bezüglich Kontakte, Know-how, bestehender Aufträge und Startkapital hast Du mitgebracht?
Meine australische Agenturpartnerin rief Volta Models ins Leben. Eine eigene Agentur zu gründen hatte ich nie geplant, aber als die Anfrage kam, sagte mir mein Bauchgefühl sofort: JA. Ich hatte zuvor schon hinter den Kulissen gearbeitet und sah Volta Models als eine phänomenale, neue Herausforderung, und so sehe ich das bis zum heutigen Tag.

Wie bekommst Du das Modeln, die Pressearbeit und Agenturarbeit unter einen Hut?
Ich arbeite viel, aber auch gerne. Ich bin sehr gerne an einem Set für ein gutes Shoot, ich liebe es zu schreiben, und die Entwicklung meiner Models macht mich stolz. Dennoch nehme ich mir Zeit für mein Privatleben. Die Balance muss stimmen.

Die Konkurrenz ist groß! Mit welchen Services und Leistungen behauptest Du Dich am Markt? Was ist Deine Spezialisierung? Was ist deine Philosophie?
Die Konkurrenz interessiert mich nicht. Leben und leben lassen. Schon als Model war mir die Konkurrenz egal. Ich war nie eines der Models, das bei Castings schneller gerannt ist, um früher anzukommen.  Da verliert man die Gelassenheit. Ich respektiere die Konkurrenz und wünsche ihr alles Gute und viel Erfolg. Unser Board an Models mit sehr guten Portfolios, mit Fokus auf High Fashion, aber auch einigen kommerziellen Gesichtern, macht uns aus. Wir haben eine erlesene Anzahl an Models. Zudem unsere Leidenschaft für die Modebranche und unsere langjährige Erfahrung sowie die Nähe zu unseren Models. Es macht uns stolz zu sehen, dass etliche unserer Models von Anfang an an uns geglaubt haben und noch immer mit uns zusammenarbeiten.

Was sind die unterschiedlichen Tätigkeitsfelder für die Models?
Das ist unterschiedlich. Runway, Editorial, Kampagnen, Werbespots, Kataloge ...

Worauf achtest du besonders, wenn Du nach „new faces“ Ausschau hälst? Wenn Du ein Mädchen (oder einen Jungen) findest oder er sich bei Dir bewirbt, wie gestaltet Volta Models den ersten Schritt zum Runway? Welche persönlichen Tipps kannst Du ihnen mitgeben? Was sind deine Dos and Don‘ts bei einer Bewerbung?
Das mag nun oberflächlich klingen, aber zuerst achte ich auf äußerliche Faktoren, das Mädchen oder der Junge muss mir ins Auge stechen ... darüber hinaus taxiere ich Figur, Gesicht und Haut, aber auch die Attitüde. Ernte ich böse Blicke, lasse ich ab, es muss eine Grundsympathie vorliegen ...In den ersten Wochen zeichnet sich ab, ob wir mit einem Model arbeiten können oder nicht. Das merken wir schnell an der Kommunikation, Zuverlässigkeit und Erreichbarkeit. Das beste Model bringt uns nichts, wenn wir zehnmal hinterherrufen müssen oder Klienten versetzt werden. Dafür haben wir keine Zeit. Wir öffnen gerne Türen, aber durchgehen muss das Model selbst.Außerdem arbeiten wir mit einem Netz aus Partneragenturen und zeigen Klienten das Model. Alles andere zeigt sich danach. 

Wie sieht Deine Vision für Volta Models aus?
Keep on keeping on! (Mache weiter mit dem, was du immer gemacht hast.)


Danke für das Interview.