Ein Muss ist die Doppelausstellung von Damien Hirst. Die Geister scheiden sich, ob das große Kunst, Kitsch, Ironie, gigantomanie oder gar Veräppelung des Kunstbetriebes ist. Aber ansehen sollte man sie sich. Die sich über zehn Jahre hinziehende Produktion dürfte ein Vermögen im zweistelligen Millionenbereich gekostet haben: Das englische Enfant terrible der Kunstszene hat eine komplett imaginäre Welt um ein in der Antike gesunkenes Schiff – die „Unbelievable“ - erschaffen. Es passt, dass die Shows in der spektakulären Architektur der Punta della Dogana und im Palazzo Grassi situiert sind – den venezianischen Spielwiesen des kunstbesessenen Milliardärs, Luxusmarken - Tycoons und Christies - Eigentümer François Pinault. Er gilt als der größte Sammler moderner und zeitgenössischer Kunst weltweit. Sein ewiger Gegenspieler Bernard Arnault von LVMH wird sich die Augen gerieben haben, falls er die fast 20 Meter hohe Hirst-Skulptur im Atrium des Palazzo Grassi gesehen hat. Immerhin wird im Louis Vuitton - Laden unweit von San Marco ein kleine, feine Ausstellung über Pierre Huyghes Antarktis - Expedition gezeigt. Man sollte dort ganz nach oben schauen – von der Decke lugt keck ein Albino-Pinguin. Wo wir schon bei Luxusmarken sind: Ein unvergessliches Erlebnis ist der Besuch in der Fondaco die Tedeschi, der ehemaligen Niederlassung der reichsdeutschen Händler. Fast 150 Jahre war in dem 1508 errichteten Palast am Canal Grande neben der Rialto-Brücke die Hauptpost von Venedig untergebracht. 2016 eröffnete nach einem Umbau durch Rem Koolhaas ein Luxuskaufhaus der Gruppe LVMH, das in Gestaltung und Sortiment seinesgleichen sucht. Im überdachten Innenhof ist eine der schönsten Bars der Stadt entstanden – doch das wahre Juwel ist die Dachterrasse: Unbedingt hochfahren und den schönst möglichen Panoramablick auf die Lagunenstadt genießen. Er reicht bis zu den Alpen und ist atemberaubend. Venedig zu besuchen, ohne ihren größten Heroen Referenz zu erweisen, wäre ein Sakrileg. Also sollte man sich für den Schluss einen Besuch in der Accademia aufheben: Erst sieht man sich dort die grandiose Schau des 1980 verstorbenen amerikanischen Malers Philip Guston an, dann verbeugt man sich vor Bellini, Tizian, Carpaccio, Giorgione und Veronese. Ohne das Licht in ihren Gemälden wäre Venedig nicht die Serenissima.